Mai 2024
Liebe Gemeinde,
ich muss gestehen, dass ich diese Sonntage nach Ostern mag wegen der Lesungen aus der Apostelgeschichte, die wir in diesen Tagen hören: Die Erzählungen von den Anfängen der Kirche, unserer Kirche.
Erzählungen aus einer Zeit, in der noch nicht klar war, wie diese Kirche da denn aussehen sollte: Wer dazugehören soll und wer nicht.
Wer da was zu sagen hat und wie er dazu kommt. Da steht noch nichts fest.
Und so bleibt es nicht aus, dass es dabei zu großen Problemen kommt, weil eben NEUES entsteht.
Und damit Neues möglich wird, muss natürlich Altes weichen, beziehungsweise es muss sich wenigstens verändern.
Und dann stehen natürlich ganz schnell die auf dem Tablett, die „das nicht fassen können“ — so wie es eben hieß.
Im heutigen Abschnitt aus der Apostelgeschichte haben wir genau so etwas gehört. Da kommt, während Petrus redet, der Hl. Geist auf die Menschen herab – und erfüllt alle.
Aber, und das ist das Unerwartete und Neue, der Hl. Geist kommt nicht nur auf die Juden herab, sondern auch auf die Heiden.
Liebe Schwestern und Brüder, Heiden, das waren Menschen, mit denen ein frommer Jude zur damaligen Zeit nichts zu tun haben wollte – und auch nichts zu tun haben durfte. Das war den Juden verboten.
Und jetzt empfangen diese verachteten und gemiedenen Heiden den gleichen Hl. Geist wie auch die Juden.
Das ist so anders, so fremd und neu, dass es die gläubig gewordenen Juden gar nicht fassen können — und an anderer Stelle lesen wir, dass sie das auch gar nicht wollen.
Darf das denn so sein? Kann Gott so was machen? Kann Gott die in seine neue Gemeinschaft mit hineinnehmen, die sie selbst vorher immer sehr bewusst ausgeschlossen hatten?
Sie können es nicht fassen…..
Aber Petrus ist so von Gottes Geist erfüllt, dass er zur Überzeugung kommt: Doch! Wer den Hl. Geist empfangen hat, dem können und dem dürfen sie die Taufe nicht verwehren, denn der gehört auch zur Gemeinde des auferstandenen Herrn — auch wenn er vorher nicht Jude war, sondern Heide.
Und so kann Petrus — in diesem Hl. Geist-Grenzen überschreiten: religiöse und traditionelle. Ihm ist wohl klar geworden: Die Welt ist größer und weiter als er denkt, weil es doch Gottes Welt ist. Und Gott sucht sich in jedem Volk seine Gemeinde.
Diesem Petrus wird klar: Gott will das. Und wenn Gott das will, dann darf er sich doch nicht dagegen stellen – nur weil es neu ist.
Und so kann das Christentum sich ausbreiten – über Israel hinaus, hinein in die Welt.
Weil Gottes Geist sich nicht aufhalten lässt. Gott lässt sich nicht vereinnahmen und festhalten, nicht von Glaubens- noch von Ländergrenzen, sondern er schenkt sich allen – allen die ER erwählt hat.
Liebe Schwestern und Brüder, eine wunderschöne Geschichte – aber eine Geschichte, die uns auch unruhig machen muss, wenn wir auf unsere Kirche heute schauen.
Auf unsere Kirche, in der es im Moment auch wieder so etwas gibt:
Die Frage: Kann man sich öffnen für Neues – oder muss man die Türen verschlossen halten?
Wenn sich da die deutschen Bischöfe gegen eine Kandidatin bei den Pfandfindern stellt, die anfragen hat, die kritisch am synodalen Weg mit den Bischöfen gerungen hat. Und die Bischöfe jetzt ohne Erklärung der Wahl zur Bundeskuratin nicht zustimmen, da ist sie doch: Dieses Unfassbare, diese Angst, dass Gott neue Wege geht. Aber auch Bischöfe werden diesen Gott nicht aufhalten können.
Oder wenn sich unsere Kirche um Menschen bemüht, deren Partnerschaft gescheitert ist: dann werden auch gleich wieder die laut, die so etwas nicht fassen können, – und sie beklagen gleich den Verlust aller Werte und die Auflösung von Sakramenten – Werte und Sakramente, die überhaupt nicht in Frage gestellt werden.
Oder wenn Menschen gleichen Geschlechtes um Segen und Zuspruch bitten, dann sind sie immer da: die lauten, die es nicht fassen können, dass Gott allein Liebe ist.
Und das lässt sich ja noch weiter fortsetzen.
Liebe Gemeinde, natürlich kann man so denken, wie diese „Fassungslosen“ es tun. Und dann hat man auch die Lehre und die Traditionen der Kirche auf seiner Seite.
Aber was ist, wenn Gottes Geist diese Kirche mit den alten Lehren heute jedoch verändern will? Wenn er sie weiten und barmherziger machen will? Dürfen wir dem dann entgegenstehen?
Genügt es wirklich zu sagen: Früher war das aber so – und das muss so bleiben? Das haben wir immer schon gemacht… wider dem heiligen Geist.
Oder müssen wir nicht auch damit rechnen, dass der Geist Gottes doch auch heute noch lebendig ist? Dass die Kirche den Geist nach der Zeit der Apostelgeschichte nicht in Rente geschickt hat, sondern dass er immer noch in seiner Kirche lebt und wirkt.
„Gottes Geist lässt sich nicht zähmen und nicht regulieren“
Und wenn die Kirche dem Hl. Geist treu sein will, dann darf sie eben nicht versuchen ihn trotzdem zu zähmen, sondern dann muss sie ihm doch folgen — dorthin, wohin er sie führt.
Schwestern und Brüder, in unserem Credo bekennen wir uns ausdrücklich zu diesem Hl. Geist. Und da ist nicht vom Stillstand die Rede, sondern davon, dass er lebt und wirkt.
Und da ist ja immer auch noch das Wort des Herrn, der und im heutigen Evangelium sagt: „Passt auf: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“
Und ich habe euch dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht, dass ihr Euch in Bewegung setzt und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.
Auch das sollte uns unruhig halten. Der Herr hat uns erwählt. Uns alle, die wir heute morgen hier sind. Aber nicht nur uns, sondern viele andere.
Und er erwählt auch heute immer noch Menschen.
Und wie in der Apostelgeschichte wird er auch heute mit Sicherheit die erwählen, von denen wir „es nicht fassen können“ – weil wir uns nicht vorstellen können, dass „die“ auch zu ihm — und damit zu „Uns“ gehören sollten.
Liebe Schwestern und Brüder, denn es ist ja nun mal Seine Kirche – und nicht die Kirche der Menschen.
Und es ist immer noch ER, der wählt und erwählt — und nicht wir.
Und deshalb sollten wir ihm bei seinem Wirken nicht dauernd im Weg stehen, sondern voll Vertrauen die alten Türen unserer Kirche weit öffnen.
Christian Schmidtke
Juni 2023
Was die nur alle gegen Fronleichnam haben? Also ich sehe das gern von meinem Balkon aus und ich habe schon prima Fotos gemacht.
schreibt Lothar Zenetti in einem Gedicht. Weiter heißt es dort:
Alle Gläubigen sind herzlich eingeladen sich an der Prozession zu beteiligen.
Engel Gottes schwebet nieder, kommt her ihr Kreaturen all, den Anweisungen der Ordner ist Folge zu leisten.
„… ich sehe das gern von meinem Balkon aus“ –
Ist Fronleichnam nur etwas für distanzierte Zuschauer?
„… den Anweisungen der Ordner ist Folge zu leisten“ –
Ist Fronleichnam nur Folklore? Ist es zu einem Fest ohne Inhalt geraten?
„Fronleichnam“
der Begriff ist sperrig – und missverständlich obendrein. Das Fest hat weder mit Fronarbeit zu tun, noch mit einer Leiche. Im Mittelalter, als das Fest entstand, hatten diese Wörter eine ganz andere Bedeutung. „Fron“ bedeutet „Herr“. „Leichnam“ kommt von „Lichnam“ und bezeichnete damals nicht einen toten Körper, sondern den lebendigen Leib. Fronleichnam meint also den „lebendigen Leib des Herrn“.
Die biblischen Lesungen heute setzen uns auf die Spur, was damit gemeint ist. Die Jünger sitzen – wie so oft – mit Jesus zu einem Mahl zusammen. Der Ablauf war ihnen geläufig. Doch diesmal ist etwas anders, ganz anders: Jesus nimmt das Brot und deutet es auf sich selbst hin: „Ich bin wie Brot, das gebrochen und an alle verteilt wird.“ Und über den Wein sagt er: „Ich bin wie Wein, der gekeltert und von allen getrunken wird.“ Jesus verschenkt sich an die Menschen – mit Leib und Seele, mit seinem ganzen Leben. Das bedeutet es, wenn wir sagen: „Leib und Blut Christi“. Das ist es auch, was der Apostel Paulus an seine Gemeinde weitergibt.
Was im Abendmahlssaal an einem Donnerstag beginnt, wird neun Wochen später, ebenfalls an einem Donnerstag, erneut aufgegriffen. Damit knüpft Fronleichnam an die Einsetzung der Eucharistie am Gründonnerstag an und trägt diesen Inhalt buchstäblich nach draußen.
„Fronleichnam –lebendiger Leib des Herrn.“ Dieses Fest drückt den Glauben und die aus: Jesus Christus ist lebendig in unserer Mitte. Wir sind auf unserem Weg als Volk Gottes, als Kirche und Gemeinde nicht allein. ER ist bei uns. ER geht mit: „Sein wandernd Volk will leiten der Herr in dieser Zeit.“ Ganz bewusst hat das Zweite Vatikanische Konzil dieses Bild vom pilgernden Gottesvolk in seine Aussagen über die Kirche aufgenommen.
„Lebendiger Leib des Herrn“ – Womit wir da in unserem Leben als glaubende Menschen unterwegs sind, ist äußerlich betrachtet wenig, fast nichts: ein Stückchen Brot.
Aber dieses kleine Stück Brot bedeutet uns viel, so viel, dass es uns zum Heiligsten wird, zum Aller-Heiligsten.
Womit wir dieses Brot während der Prozession tragen, mit der Monstranz, ist äußerlich betrachtet sehr wertvoll. Doch die vergoldete Monstranz ordnet sich ganz ihrer Aufgabe unter, nichts anderes zu sein als ein Schaugefäß für das, was uns am Heiligsten ist.
„Lebendiger Leib des Herrn“ – Damit sind nicht nur die eucharistischen Gaben gemeint. Der Leib Christi sind wir alle. Leib Christi ist jeder getaufte (und gefirmte) Mensch. Dieser Leib ist ein lebendiger Organismus: Überall dort, wo wir Gemeinschaft bilden und unsere Verschiedenheit aushalten. Wo wir zu unterschiedlichsten Anlässen in Jesu Namen zusammenkommen. Wo Menschen heraustreten aus ihrem Alleinsein und gesehen werden. Wo wir Glauben und Hoffnung miteinander teilen. Wo Gemeinschaft und Gemeinde entsteht. Wo wir unseren Glauben weitertragen im Bewusstsein: wir haben unserer Stadt und den Menschen um und nach uns eine frohe Botschaft zu sagen.
„Lebendiger Leib des Herrn“ – Das erleben wir immer dann, wenn wir den Glauben feiern: in der Schlichtheit der kleinen stetigen Werktaggemeinde, in der Regelmäßigkeit des Sonntags oder in aller liturgischen Prachtentfaltung zu den Hochfesten des Jahres.
Zur Eucharistie versammeln sich heute nicht mehr die Massen. Viele Gottesdienste sind ziemlich überschaubar geworden. In einer Kirche,
die die Eucharistie „Quelle und Gipfel“ allen Lebens nennt, ist das eine deutliche Anfrage an die geistliche Anbindung der Gläubigen an dieses Sakrament und an die Gemeinde. Letztlich hängt es auch von den Einzelnen ab, ob und wie es mit dem Glauben und der Kirche weitergeht.
Eine Kirche, die die Eucharistie so wertschätzt, hat aber auch dafür zu sorgen, dass genügend Menschen da sind, die ihr vorstehen können. Seit Jahrzehnten blickt die Kirche wie in einer Schockstarre auf den grassierenden Priestermangel. Sie ist entweder nicht in der Lage oder nicht willens, die Bedingungen für das Priesteramt so zu setzen, dass genügend Menschen dafür zur Verfügung stehen. Faktisch wird die Eucharistie auf dem Tisch des Zölibats geopfert. Diese Werteverschiebung ist mehr als dramatisch –und theologisch fahrlässig obendrein.
„Lebendiger Leib des Herrn“ – In besonderer Weise stehen hier die Menschen im Fokus, die auch Jesus im Blick hatte. „Seine Liebe galt den Armen und Kranken, den Ausgestoßenen und Sündern. An keiner Not ging er vorüber“, heißt es in einem unserer Hochgebete. Eucharistie feiern hat deutlich eine soziale Dimension. Ein Theologe schreibt dazu:
“Willst du den Leib des Herrn ehren? … Ehre ihn nicht hier im Heiligtum mit Seidenstoffen, um ihn dann draußen zu vernachlässigen, wo er Kälte und Nacktheit erleidet. Jener, der gesagt hat: ‚Dies ist mein Leib“, ist der gleiche, der gesagt hat: ‚… Was ihr dem geringsten meiner Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan’ (…) Was nützt es, wenn der eucharistische Tisch überreich mit goldenen Kelchen bedeckt ist, während er Hunger leidet? Beginne damit, den Hungrigen zu sättigen, dann verziere den Altar mit dem, was übrig bleibt.“
Eine deutliche und kultkritische Mahnung, sich nicht in frommen Übungen zu genügen und darüber die Not des Nächsten zu vergessen. Der dies geschrieben hat, stammt bereits aus dem vierten Jahrhundert nach Christus und heißt Johannes Chrysostomus.
„Lebendiger Leib des Herrn“ – Die Evangelien und Besinnungstexte zur Fronleichnamsprozession nehmen genau das in den Blick: Menschen, die der Zuwendung Jesu besonders bedürfen. Menschen, die nicht recht ins Leben finden, die von der Last des Lebens gebeugt sind, die blind durchs Leben gehen müssen. Menschen, die auch heute auf unsere Nähe und Hilfe warten.
„Lebendiger Leib des Herrn“ – Wir sind gefragt: nicht Zuschauer sein, sondern mitmischen. Nicht distanziert bleiben, sondern es an uns heranlassen. Nicht Brauchtumspflege betreiben, sondern eine lebendige Tradition leben. Jesus Christus selbst ruft und stärkt uns dazu.
Christian Schmidtke
September 2022
Wir erleben den Zusammenbruch einer zählenden Kirche:
Sie hat immer weniger Menschen in ihren Gottesdiensten
zu zählen und sie zählt immer weniger im Leben von Menschen.
Nüchtern betrachtet sind es Klärungsprozesse.
Manche sagen: Geburtswehen.
Sind wir am Beginn oder am Ende der Schwangerschaft?
Kommt zur Welt,
was jahrzehntelang ein Leben vor sich hat
oder sind die Zeiträume viel schnelllebiger geworden?
Ich kann die Fragen nicht beantworten.
Ich kann nur sagen, was für mich zählt, worauf ich baue.
(Und denke mir: Wir brauchen Sozialgestalten von Kirche,
die zu unseren Glaubens- und Lebensbekenntnissen
passen und nicht Bekenntnisse,
die zur jetzigen Sozialgestalt von Kirche passen.)
Ich glaube, weil das, was wir leben und erleben,
nicht alles ist.
Ich glaube, weil es so viele Menschen gibt,
mit denen es Natur und Leben nicht gut meint.
Ich glaube, dass es eine ewige Bleibe
für das gelungene Menschliche und Gute gibt.
Ich glaube den als Gott, dem menschliches Leid
zu Herzen geht.
Ich glaube den als Gott, der Mächtige vom Thron stürzt
und Niedrige erhöht.
Ich glaube den als Gott, der Wunden verbindet
und Liebe ist.
Ohne Jesus würde mir jemand fehlen, der die Armen,
die Hungernden, die Kranken, die Ausgrenzten
in die Mitte rückt.
Ohne Jesus würde mir jemand fehlen,
der Versöhnung lebt
und die üblichen Kreisläufe des Bösen durchbricht.
Ohne Jesus würde mir jemand fehlen,
der Gott ein menschliches Gesicht gibt.
Ich glaube die Kraft des Hl. Geistes bewirkt,
dass Menschen uneigennützig sind.
Ich glaube die Kraft des Hl. Geistes bewirkt,
dass Menschen nicht bekommen, was sie verdienen,
sondern was sie bedürfen.
Ich glaube die Kraft des Hl. Geistes bewirkt,
dass wir immer mehr zu Menschen werden.
Bernd Mönkebüscher
Ostern 2022
Reicht es? Reicht, was wir tun?
Ist es genug, was Eltern ihren Kindern mitgeben?
Ist es genug, was wir als Getaufte an Zuversicht in die Welt bringen?
Reicht es, was wir miteinander teilen, was wir machen, damit die Welt gerechter wird?
Ist es genug, was wir versuchen, damit das Leben menschlicher wird?
Ist es genug, was wir an Glauben, Hoffnung und Liebe in uns haben?
Nein, es reicht nicht! Immer gibt es ein zu wenig, immer ist es unzureichend, was wir tun.
Nach menschlichem Ermessen ist es nie genug.
Aber geht wirklich immer noch was?
Diesen Fragen kann sich niemand von uns entziehen,
wohl wissend, dass wir Grenzen haben,
wohl wissend, dass es oft nur Bruchstücke sind, die wir geben.
Jesus bricht das Brot.
Er verteilt Bruchstücke – und setzt damit ein Zeichen.
Etwas ist dir in die Hand gelegt – nicht alles.
Etwas kannst du tun – nicht alles.
Eine Anerkennung der Unvollkommenheit.
Die vielen Bruchstücke, die vielen Teile machen das Ganze.
„Ein Leib, viele Glieder“, sagt Paulus später.
Das ist die Logik, die wir kennen: Der eine ergänzt die andere, das Ganze besteht aus vielen Einzelteilen, die in sich ihre begrenzte Funktion haben.
Jesus bricht das Brot.
Er greift diese Sichtweise auf –
und fügt doch etwas – nicht Unwesentliches – hinzu.
Das ist mein Leib – ist sein Wort über das gebrochene Brot:
Im Gebrochenen ist doch das Ganze.
Im zerbrechenden Leib und Leben Jesu leuchtet Ostern auf.
Dieses Wort geht über alle Greif- und Begreifbarkeit hinaus:
Daran kann man nur glauben.
Denn dieses Wort gilt nicht nur dem gebrochenen Brot,
es gilt all unserem bruchstückhaften Tun.
In den gebrochenen Menschen, den nie genügenden, Petrus, Johannes, Andreas, Maria und Johanna und wie sie alle heißen leuchtet der ganze Christus auf,
ist in ihnen gegenwärtig und wirksam.
In dem nie Genügenden, das wir versuchen, ist mehr:
Kinder ahnen in dem begrenzten Tun der Eltern doch,
was vollkommene Liebe heißt;
wenn unsere gläubige Zuversicht viel zu gering ist,
ist in ihr doch die ganze Kraft des Glaubens erkennbar;
und wenn das Gute, was Menschen tun, zu wenig bleibt,
ist doch das Gute an sich darin enthalten.
Im Teil ist das Ganze:
Das ganze Leben ist im Bruchteil einer Sekunde,
die ganze Liebe in einer einzelnen Tat,
der große Wurf in einem kleinen Schritt.
Jesus bricht das Brot – und es wird reichen!
Bernd Mönkebüscher
#meingottliebtjedenmenschen
Wir sind nicht Herr über die Liebe,
aber stark und schön ist es, wo die Liebe den Ton angibt,
wenn Menschen ihr Resonanzkörper sind, ihre Musik spielen.
Liebe bedeutet Überwindung der Furcht.
Wer liebt, hört auf zu fragen: was denken die anderen wohl?
Wie viele großartige Liebesgeschichten
sind nicht zur Aufführung gekommen, nicht gelebt worden,
weil lange Zeit etwa eine unterschiedliche Konfession,
eine unterschiedliche Religion, ein unterschiedlicher Stand
im Weg zu stehen schien.
Wie viele großartige Liebesgeschichten sind nicht gelebt worden,
weil die Unterschiedlichkeit im Geschlecht fehlte
oder wo eine zuvor geschlossene Ehe zum Gefängnis geworden ist.
Liebe, die sich nicht zeigen darf, die nicht ins Leben kommt,
verkümmert und geht ein.
Stattdessen wachsen Härte und Furcht.
„Die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.“ (1 Joh 4,18)
Furcht und Liebe sind Konkurrenten, Gegnerinnen:
die Furcht schließt ein, die Liebe öffnet;
die Furcht versklavt, die Liebe befreit;
die Furcht demütigt und unterdrückt,
die Liebe ermutigt und lässt das Haupt erheben.
Liebende Menschen bewirken etwas;
sie lassen andere teilnehmen an ihrem Glück:
Hochzeiten werden groß gefeiert.
Und Liebe ist eine revolutionäre Kraft,
an wem könnten wir – als Christen – es besser erkennen als an Jesus,
dessen Liebe die Kraft hat, Mächtige vom Thron zu stürzen,
Niedrige zu erhöhen.
Lasst die Liebe leben, auch wenn sie furchtbar verletzlich macht.
Sie ist ein Segen des Himmels.
Bernd Mönkebüscher
Ökumenisches Gebet in Zeiten der Corona-Krise
Gott!
In Zeiten von Verunsicherung und Krankheit kommen wir gemeinsam zu Dir und werfen alle unsere Sorgen auf Dich.
Du schenkst uns neue Zuversicht, wenn uns Misstrauen und Unsicherheit überwältigen.
Du bleibst uns nahe, auch wenn wir Abstand voneinander halten müssen.
Wir sind bei dir geborgen, selbst wenn wir den Halt zu verlieren drohen.
Wir bitten dich:
für alle Menschen, die sich mit dem Corona-Virus angesteckt haben und erkrankt sind;
für alle Angehörigen, die in tiefer Sorge sind;
für alle Verstorbenen und für die, die um sie trauern;
für alle, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben und um ihre Existenz fürchten. Sei ihnen allen nahe, gib ihnen neue Hoffnung und Zuversicht,
den Verstorbenen aber schenke das Leben in deiner Fülle.
Wir bitten dich:
für alle Ärztinnen und Ärzte, für alle Pflegenden in den Kliniken, Heimen und Hospizen;
für alle, die Verantwortung tragen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft; für alle, die uns Tag für Tag mit dem Lebensnotwendigen versorgen;
für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger, die den Menschen Gottes Frohe Botschaft zusagen.
Sei auch ihnen nahe und schenke ihnen Kraft, Mut und Zuversicht.
Wir bitten dich:
für die jungen Menschen unter uns, die Kinder und Jugendlichen,
für alle, die um ihre Zukunft fürchten,
für die Familien, die die erzwungene Nähe nicht gewohnt sind,
für alle, die die Betreuung von Kindern und Jugendlichen übernommen haben.
Sei ihnen allen nahe, schenke ihnen Geduld und Weitsicht, Verständnis und Hoffnung.
Wir bitten dich:
für die Menschen weltweit, deren Gesundheit an jedem Tag gefährdet ist,
für alle, die keine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen können,
für die Menschen in den Ländern, die noch stärker von der Krankheit betroffen sind.
Sei ihnen allen nahe und schenke ihnen Heilung, Trost und Zuversicht.
Auch bitten wir dich für uns selbst:
Lass uns trotz aller Sorgen den Blick für die anderen nicht verlieren und ihnen beistehen.
Mache uns bereit, Einschränkungen in Kauf zu nehmen und lass uns dazu beitragen, dass andere Menschen nicht gefährdet werden.
Erhalte in uns die Hoffnung auf dich, unseren Gott, der uns tröstet wie eine liebende Mutter und der sich aller annimmt.
Dir vertrauen wir uns an.
Dich loben und preisen wir, heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit.